Russische Virtuosen auf drei Saiten

Am Sonntag, 9. Juli 2017 in der Mössinger Marienkirche beeindruckten vier fabelhafte russische Musiker das Publikum.

Rund 90 ZuhörerInnen kamen am Sonntagabend in den Genuss eines virtuosen Konzerts der karelischen Gruppe "Exprompt" in der Mössinger Marienkirche. "Exprompt" ist ein Fantasiewort, das soviel bedeutet wie "improvisiert" oder "aus dem Stehgreif", wie Bandleader Alexey Kleshchenko (Balalaika) erklärte, jedoch: "Auch das Improvisieren will geübt sein", wie er scherzhaft anmerkte. Das Quartett kennt sich aus Studienzeiten am Petrosavodsker Konservatorium – und das spürt man: Ihre gemeinsame Sprache ist die Musik und jede noch so komplizierte Konversation ist ein musikalischer Höhenflug, der mit fingerfertiger Akrobatik jedwede Stilistik zu einem Hörgenuss werden lässt – für den Laien wie auch für den Kenner. Ob Finnische Polka, Russische Romanze, Zigeunertanz oder eine Suite im Barockstil: Das Beste in der Musik steht bekanntlich nicht in den Noten. Exprompt brauchen keine, sie spielen auswendig und improvisieren gekonnt und leidenschaftlich auf der Klaviatur der Gefühle mit traditionellen russischen Instrumenten: Zur Balalaika von Kleshchenko gesellen sich die Domra seiner Frau Olga Kleshchenko, der Balalaika-Kontrabass von Evgeny Tarasenko und das Bajan von Nikolai Istomin. Die vier Musiker sind mit ihrem Instrumentarium sogar in der Lage, ein ganzes Orchester zu ersetzen, wie sie eindrücklich mit einer eigenen Bearbeitung des "Konzert für Domra" des Komponisten Nikolai Budashkin demonstrieren, dem ersten klassischen Konzert für Domra, geschrieben 1945. Die anfänglich mehrstimmige Elegie der Domra wird sanft untermalt von leisen Wellen der anderen Instrumente, die in hohen, aber zarten Tönen seufzen, um dann plötzlich flink drauflos zu tanzen: Erst fröhlich, dann jedoch wie gejagt - in einem Tonumfang, dass einem nicht nur vom zusehen schwindelig wird. Olga Kleshchenko beherrscht ihre beiden dreiseitigen Lauten und verblüfft durch unterschiedliche Klangfarben des Instruments: Mal tremolierend wie eine Balalaika, mal zupft, mal schlägt sie die Domra wie eine Gitarre. Rasend schnell wirbeln die vier Musiker über Saiten oder Griffbrett, lassen ihre Instrumente sanft singen, rau aufstampfen oder zart flirren.

Das Publikum dankte mit langanhaltendem Applaus im Stehen und entließ die Musiker nicht ohne zwei Zugaben.

Anschließend gab es einen Ständerling mit Sekt und Häppchen mit der Gelegenheit, sich über das gemeinsam Erlebte auszutauschen.