Pilgern auf dem Jakobsweg 2013

von Rottenburg in das Kinzigtal 3. bis 5. Oktober 2013

Können Sie sich vorstellen,

  • wie es ist, schweigend durch einen durchsichtig strahlenden Morgen zu pilgern, vorbei an braunen Äckern, grünen Wiesen mit neugierigen Ziegen und Bäumen, in deren Laub der goldene Herbst aufzuleuchten beginnt, und der Blick auch über eine wie im Schlaf liegende Landschaft gleitet?
  • wie es ist, eine tiefe Ruhe in sich einkehren zu fühlen, dass man ganz vergisst, über den Marienimpuls nachzudenken, den man auf diese Schweigeetappe mitbekommen hat?
  • wie es ist, still einen liebevoll gepflegten Kreuzweg hinauf zu gehen und auf den Stationen die vielen Namen der Gefallenen zu lesen, und zu sehen, dass da ganze Familien ausgelöscht worden sein mussten?
  • mit welcher Freude wir in der Cafeteria auf der Liebfrauenhöhe unser eigenes Vesper auspacken und einen wunderbaren Kaffee dazu zu trinken durften?
  • Können Sie nachvollziehen, dass im Weitergehen die Gespräche immer intensiver wurden, so dass wir uns selber wunderten, das kleine Gemeindehaus in Horb-Ihlingen nach 30 Pilgerkilometern noch vor 18 Uhr zu erreichen? Dort wurden wir von fürsorglichen Menschen empfangen, die fast alle Stühle und einen Teil der Tische auf den Hof hinausgeräumt hatten, damit wir alle Platz zum Schlafen hatten. Dazu hatten sie noch einen „Liegeplan“ entworfen! Sie empfahlen uns ein Fußbad im kleinen Brunnen auf dem Hof, das von vielen auch mit fröhlichem Jubel wahrgenommen wurde, was sehr erfrischend war.
  • Können Sie sich die feierliche Stimmung vorstellen, die nach der sehr persönlichen Führung des dortigen Diakons durch die kleine, zum Teil von Sieger Köder ausgestaltete Jakobskirche bei einer Andacht zum Thema „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt…“ entstand?
  • Können Sie mit ihrem inneren Ohr- die Jubel- und Hochrufe hören, die es gab, als auf dem Rastplatz ein mit einer Tischdecke bedeckter Tisch mit einem Büfett geschmückt mit Wiesenblumen und Efeu auf uns wartete, weil die Gemeindebusbesatzung einen diesbezüglichen Scherz in die Tat umgesetzt hatte?
  • die Weggespräche erahnen, die immer wieder auch von Glaubensthemen bestimmt wurden.
  • unser Gelächter hören, als Hotelgäste in Loßburg feststellten: „Die können ja alle nicht richtig laufen, diese armen Menschen.“
  • Können Sie sich unsere Überraschung vorstellen, als nach einem regnerischen Vormittag, der den Weg durch das wunderschöne Kinzigtal dennoch irgendwie verzauberte, die Sonne uns (entgegen der Vorhersage) den ganzen Nachmittag begleitete und wir in Schiltach zum Schluss noch auf der Cafeterrasse sitzen konnten? Und wie nach dem Schlussimpuls und Segenslied mitten auf einer Brücke schwarze Wolken mit Windeseile herangetrieben wurden? Der Regen fiel am Freitag übrigens nur da, wo wir gerade nicht pilgerten.Wenn Sie sich in ihrer Vorstellung in das alles eingefühlt haben, wissen auch Sie was für eine weitere gnadenreiche Pilgerfahrt, die zwar anstrengend war, aber reich an spirituellen und intensiven Stunden in Gemeinschaft und Freude das war. Dank sei Gott.