Nicht das Unheil hat das letzte Wort, sondern das Heil
Generalvikar Dr. Clemens Stroppel und Weihbischof Dr. Gerhard Schneider schreiben zur aktuellen Lage (am 31.03.2020):
Am vergangenen Freitag hat Papst Franziskus den Segen „urbi et orbi“ gespendet, der Stadt Rom und dem ganzen Erdkreis. Niemand, der diese Feier mitverfolgt hat, konnte davon unberührt bleiben: der Papst alleine auf dem menschenleeren, regenüberströmten Petersplatz, selbst zutiefst bewegt und erschüttert. All dies war beispiellos, so wie auch die aktuelle Not, in der die Welt sich befindet, für uns alle beispiellos ist. Diese Krise „legt unsere Verwundbarkeit bloß und deckt jene falschen und unnötigen Gewissheiten auf, auf die wir bei unseren Plänen, Projekten, Gewohnheiten und Prioritäten gebaut haben“, so der Heilige Vater.
Gerade mit Blick auf Ostern ist diese Zeit aber dennoch keine Zeit der Hoffnungslosigkeit. „Allmächtiger und barmherziger Gott, schaue auf unseren schmerzhaften Zustand, tröste deine Kinder und öffne unsere Herzen für die Hoffnung“, betete Papst Franziskus. Das ist unser Auftrag in diesen Tagen: dazu beizutragen, dass die Menschen Trost finden bei Gott und ihre Herzen für die Hoffnung öffnen können.
Die Corona-Pandemie mit ihrem unvorstellbaren Leid führt uns an Grenzen des Verstehens und unseres Glaubens. Viele erschüttert verunsicherte Menschen fragen Gott wie die Jünger im Evangelium vom Seesturm Jesus: »[…] kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?« (Mk 4,38). Andere wollen eine Strafe Gottes erkennen und verbreiten ihre Rede davon angstverbreitend in den sozialen Medien. Es braucht wohl auch unsere klärende Verkündigung der frohen Botschaft. So betont das „Wort der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche in Deutschland“ vom 20. März: »Als Christen sind wir der festen Überzeugung: Krankheit ist keine Strafe Gottes – weder für Einzelne, noch für ganze Gesellschaften, Nationen, Kontinente oder gar die ganze Menschheit. Krankheiten gehören zu unserer menschlichen Natur als verwundbare und zerbrechliche Wesen. Dennoch können Krankheiten und Krisen sehr wohl den Glauben an die Weisheit und Güte Gottes und auch an ihn selbst erschüttern. Krankheiten und Krisen stellen uns Menschen vor Fragen, über die wir nicht leicht hinweggehen können. Auch wir Christen sind mit diesen Fragen nach dem Sinn menschlichen Leids konfrontiert und haben keine einfachen Antworten darauf. Die biblische Botschaft und der christliche Erlösungsglaube sagen uns Menschen jedenfalls zu: Gott ist ein Freund des Lebens. Er liebt uns Menschen und leidet mit uns. Gott will das Unheil nicht. Nicht das Unheil hat darum das letzte Wort, sondern das Heil, das uns von Gott verheißen ist.