Impulse in Zeiten von Corona - „zusammen+allein“

Jesus will, dass wir das Leben haben und dass wir es in Fülle haben (Joh 10,10)

Steht derzeit das Leben still?
Einerseits ja.
Wie gerne würden wir unsere Eltern oder unsere Großeltern wieder in den Arm nehmen und Freunde wiedersehen!
Wie gerne würden wir uns am Tisch des Herrn begegnen!
Wie gerne würden wir wieder den Hobbys nachgehen!
Wie gerne würden wir wieder arbeiten oder zur Schule gehen!
Wie sehr würden wir den Kindern unbeschwertes gemeinsames Spiel gönnen und uns den Besuch im Straßencafé … Wie gerne …!
Und andererseits nein.
Zum Leben, zur Fülle des Lebens gehört auch
die Einschränkung, der Verzicht,
wo sonst großer Konsum herrscht,
die ungewollte Ruhe,
wo sonst Termine und Geschäft drängen,
die Enge, wo sonst Weite und Raum ist,
die Sorge, wo sonst reine Freude herrscht,
Krankheit und Tod, wo sonst Gesundheit und Kraft ist.
Der Schatten gehört zum Licht.
Beides zusammen macht erst die Fülle aus.
Fülle heißt nicht Füllhorn, aus dem unbegrenzt
bunte Blumen und süße Früchte hervorkommen!

Sollen oder können wir Verpasstes nachholen?
Nein. Wir werden die Osternachtsfeier nicht nachholen.
Wir werden Freunde wiedersehen, aber nicht an dem Tag und in der Situation, in der wir sie eigentlich treffen wollten.
Wir werden wieder in den Chor oder Sportverein gehen, aber nicht im April 2020.
Das „nachgeholte“ Geburtstagsfest wird ein Fest, aber kein Fest am Geburtstag sein.
Abgesagte Termine, nicht gehaltene Unterrichtsstunden, entgangene Aufträge, stornierte Urlaubsreisen …
...all das können wir nicht nachholen!
Aber vielleicht haben wir ein Buch gelesen, telefoniert, den Keller aufgeräumt, Gespräche geführt, das Alleinsein ausgehalten,
das Kranksein überstanden, für andere eingekauft, Schmerz und Verlust erlitten, von Balkon zu Balkon gemeinsam gesungen oder musiziert, Briefe geschrieben, Muße erlebt …
Leben - das Leben in Fülle, können wir nicht verpassen und nicht nachholen - sondern nur leben!

(21. April 2020)