Christsein zwischen JA und ABER ...

"Ja, aber …" Ja, ich will schon glauben, aber die Institution Kirche macht es mir nicht leicht. Und im selben Atemzug beginnen Christinnen und Christen ihrem "aber" Namen zu geben: "Missbrauch von Macht und Menschen, Geldverschwendung, mangelnde Reformbedürftigkeit, hoher unrealistischer moralischer Anspruch …“ Ja, ich möchte Dich, Gott, so gerne lieben, aber ich verstehe nicht, warum Du Leid, unheilbare Krankheiten, Terror, Gewalt, Krieg zulässt. Ich verstehe auch nicht: Warum musste mein Kind, meine Ehefrau, Partnerin, mein Vater so "unmenschlich" sterben, die haben doch niemandem etwas zuleide getan …?

"Ja, ich glaube, aber" bezeichnet zwei Wirklichkeiten: Einerseits die Sehnsucht nach geglücktem Leben und andererseits die Erfahrung der je eigenen Wirklichkeit, die geprägt ist von Bedenken, Unvollkommenheit, Fragen, Schwächen, Fehlern, Ecken und Kanten. Die ersten christlichen Gemeinden mussten den Glauben ins alltägliche Leben übersetzen: Zum einen hatten sie die Zusage:
"Ich bin bei euch alle Tage!" Andererseits fühlten sie sich verfolgt und bedrängt von den eigenen Schwächen, die sie so ganz und gar "unchristlich" empfanden. Scheitern und Neuanfang.
Petrus hat sehnsuchtsvoll JA gesagt zu Jesus und dann, als sein Leben selbst bedroht war, ABER ihn dreimal verleugnet. Doch Jesus ist nicht strafend, nachtragend, sondern nachgehend. Er liebt Petrus, nimmt ihn so an, wie er ist und überträgt ihm die liebende Leitung der Gemeinde. Und Paulus: Erst Christenhasser, dann glühendster Verkünder der Botschaft Jesu Christi. Auch Paulus eröffnet Gott einen Neuanfang.
Heiliger Petrus und Heiliger Paulus, - Christsein zwischen JA und ABER?!
Die Haltung des Christen: Lernen, Gott zu vertrauen, Ihn zu lieben, weil er mich liebt und mir vertraut, und zum anderen sich seiner immer wiederkehrenden Schwächen und Fehler bewusst zu sein und sie anzunehmen. Petrus wie Paulus zeigen uns den Weg in der Krise, im "Unnormalen", im Leid nicht unterzugehen, sondern genau dort Gott zu spüren und zufrieden und erlöst zu leben.

Pfarrer Ambros Tungl

 

Petrus und Paulus      
Petrus der Fels,
auf dem ER seine Kirche bauen will.
Ein Fels mit Rissen,
ein Fels, der zu bröckeln droht,
ein Fels der trägt,
weil Petrus den Herrn nie aus dem Blick verliert.

Vom Saulus zum Paulus,
der SEINE Kirche vernichten will,
in blinder Wut und Raserei,
wird zum feurigen Verkünder,
er erkennt in der Krise
die Botschaft des Herrn.

Zwei ganz verschiedene
und doch innig verbunden
in der tiefen Überzeugung
für Jesus Christus alles einzusetzen.
Zwei, die uns Mut machen,
mit dem Herrn unser Leben zu gestalten.

Reinhard Röhrner