Auf dem Weg nach Emmaus am Ostermontag 2019

Zum Thema "Ich will dir begegnen" machten sich über 70 EmmausjüngerInnen auf den Weg von Mössingen nach Talheim. "Alles wirkliche Leben ist Begegnung" - dieser Satz von Martin Buber begleitete uns.

Um 6.00 Uhr versammelten wir uns – aus allen Orten unserer Seelsorgeeinheit kommend – in unserer Marienkirche, die zunächst nur von der Osterkerze erleuchtet war. Mit dem Lied „Ich möcht, dass einer mit mir geht, der´s Leben kennt, der mich versteht“ brachen wir nach Talheim auf. Die Vögel zwitscherten bereits – es war gerade noch dunkel.
Nach herzlichen Begrüßungen machten wir uns auf den gemeinsamen Weg – erfreut darüber, dass sich wieder so viele zum Emmausgang hatten einladen lassen.

Die erste Station war auf dem Mössinger Friedhof. Der Sonnenaufgang deutete sich schon an. Hier wurden wir daran erinnert, wie viele besondere Begegnungen auf einem Friedhof stattfinden. Menschen, die sich um Gräber kümmern und an einen lieben Menschen denken, den sie verloren haben, kommen auf dem Friedhof miteinander ins Gespräch. Sie spüren, dass der Verlust eines Menschen sie miteinander verbindet und sie in ihrem Schmerz nicht alleine sind. Früher wurden Friedhöfe auch „Gottesacker“ genannt. Zur Stille eingeladen machten wir uns schweigend weiter auf den Weg in Richtung Osten – der aufgehenden Sonne entgegen.

Was Begegnung bedeutet, nahmen wir bei der zweiten Station in den Blick. Wir begegnen uns selber, wir begegnen anderen Menschen, wir begegnen der Schöpfung, wir begegnen dem Göttlichen. Damit wir einem Gegenüber begegnen können, müssen wir ihn oder sie erst einmal wahrnehmen – auf Augenhöhe. So waren wir eingeladen, in unserer Emmaus-Gemeinschaft nach Menschen Ausschau zu halten, die wir noch nicht kennen, einander ganz bewusst anzuschauen und wahrzunehmen und uns dann ein „Du“ zuzusprechen. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“

Weiter ging es auf dem Weg nach Talheim zur nächsten Station. Dort stand die Begegnung unter den Konfessionen im Mittelpunkt. Wir nahmen einander wahr als evangelische Christen, als katholische Christen und als Menschen, die einer anderen Konfession angehörten. Mit farbigen Bändern (violett, grün und weißgelb) machten wir deutlich, wozu wir uns bekennen. Dann kamen wir in kleinen Gruppen miteinander ins Gespräch – über unsere eigenen Wurzeln, über unsere Begegnungen mit anderen, uns fremden Konfessionen, über unsere Erfahrungen in der Ökumene. Es waren angeregte, sehr persönliche Gespräche, die am Ende bei allen in die Erfahrung mündete: Es ist wertvoll, schön und für alle bereichernd, einander zu begegnen und gemeinsam im Steinlachtal ökumenisch unterwegs zu sein.

Auf der nächsten Wegetappe begegneten wir fröhlich muhenden Kühen, die ihr Frühstück sichtlich genossen - was bei so manchem die Vorfreude auf das Frühstück in Talheim auslöste. Die letzte Station war überschrieben: „Ich will dir begegnen, Haus Erde. Ich will dir begegnen, Schöpfung Gottes.“ Greta Thunberg, die 16-jährige Klimaaktivistin und Papst Franziskus gaben uns Anstöße zum Nachdenken, wie wir der Schöpfung begegnen? Schweigend machten wir uns auf den Weg, um die Natur in ihrer Schönheit bewusst wahrzunehmen und uns zu eigenen Schritten für den Erhalt unserer Erde Gedanken zu machen.

So langsam näherten wir uns unserem Ziel – dem evangelischen Gemeindehaus in Talheim. Dort war ein fulminantes Frühstück für uns vorbereitet, das keine Wünsche offen ließ. Wir genossen das gemeinsame Mahl und die vielfältigen Begegnungen und Gespräche. Gut gestärkt war dann noch die letzte Wegstrecke hinauf zur Talheimer Bergkirche zu bewältigen. Zu den EmmausjüngerInnen stießen noch weitere Gottesdienstbesucher, um mit einem ökumenischen Gottesdienst den Emmausgang zu beschließen.

Erfüllt vom gemeinsamen Unterwegssein und durch viele schöne Begegnungen beschenkt, gingen wir auseinander und jeder wieder an seinen Ort zurück.