Auf dem Jakobsweg ...

Samstag, 3. Oktober 2015 um 7 Uhr: Gewusel auf dem Parkplatz vor der Marienkirche in Mössingen! Wir - 27 Pilger und Pilgerinnen - verstauten unsere Rucksäcke in den Autos, um uns dann im Gemeindehaus während der Pilgermesse auf das Thema: „Ich bin der Weg…“ sagt Jesus, einzustimmen und segnen zu lassen.

Danach fuhr ein Autocorso nach Wolfach. In einem Café waren Tische mit Kaffee und Brezeln liebevoll für uns gedeckt. Laut Wettervorhersage sollte der Samstag bewölkt sein und gegen Abend in dieser Region einzelne Regenschauer fallen. Als wir aber lospilgerten, schienen Sonnenstrahlen durch die Tannenzweige, und bis in den Abend hinein strahlte die Sonne vom blauen Himmel herab. Herrlich blühende Blumen säumten Wald- und Wiesenwege, prangten in Vorgärten und an Balkonen. Beim Pilgern bergauf und bergab kamen wir richtig ins Schwitzen, doch immer waren Unterhaltungen und Gelächter zu hören.

Während der Schweigeetappe hörten wir Kirchenglocken läuten, wie zur Bestätigung: Ja, Jesus ist DER Weg! Denn die Frage in einem Impuls war: Vertrauen wir uns DIESEM Weg an?

Gott lenkte uns auf einem anderen (kürzeren) Weg als geplant nach Oberprechttal hinein, direkt zur Unterkunft. Wie war das? Jesus ist der Weg! Dieser strahlende Tag endete mit einem überraschend fürstlichen Feinschmeckeressen. Wir bekamen fast ein schlechtes Gewissen, als Pilger so zu schlemmen.

Wer in dieser Nacht aufwachte, hörte den Regen rauschen. Während des Frühstücks sahen wir durchs Fenster in ein mit Wolken und schweren Nebelschwaden durchwabertes Tal. Als wir Richtung Kirche lospilgerten, sahen wir am Horizont schon hellere Farben blitzen. Der neue Weg an diesem neuen Tag war durchwoben von immer lichter werdenden silbernen Nebelschleiern, die sich bald ganz auflösten. Lichtstrahlen schimmerten in allen Farben auf Tautropfen, die im Nu verdampften, und wir sahen den blauen Himmel, über den weiße Schäfchenwolken wanderten, bis zum Abend. Wie war die Vorhersage? Regnerisch und im Lauf des Tages trockener. (Wie war das mit dem Gottvertrauen?) Während der Schweigeetappe durfte sich jeder Gedanken zu dem ihm zugefallenen Wegstein (Steine von Michaela auf Mallorca gesammelt) machen, was anschließend zu regen Diskussionen führte.

Als wir zum Abschluss des Jakobsweges auf einer schmalen Fußgängerbrücke in Waldkirch das irische Segenslied sangen, klang die erste Strophe noch sehr uneinheitlich und zeitversetzt, aber das Lied endete sehr harmonisch. War das ein Zeichen Gottes? Nach diesen 2 Tagen fällt uns vielleicht die Antwort auf die Frage, ob wir uns Jesus, DEM Weg anvertrauen wollen, etwas leichter.

Im Zug ließen sich alle mit schmerzenden Füßen und verspanntem Rücken in die Sitze fallen. Doch schon kam die Frage: „Und wo gehen wir das nächste Jahr hin?“