Auf dem Jakobsweg am 1./2. Oktober 2022

Erinnerungsmosaike

Wegen der unsicheren Coronalage beschloss das Jakobswegteam mit Lucjan Kurda im Januar die Etappe Esslingen - Tübingen zu planen. Nach Lucis Todesnachricht war eine erste Reaktion: Aber den Jakobsweg gehen wir jetzt erst recht - für Lucjan.
Also fuhren 23 Pilger am Samstagmorgen mit Zug und Gemeindebus nach Esslingen. Das Münster St. Paul, die älteste von Dominikanern erbaute Kirche Deutschlands hat eine tolle Akustik, sodass unsere Lieder während der Andacht klangvoll durch den schlicht-schönen Raum schwebten. Nach dem Brezelfrühstück in einem Café rüsteten wir uns mit Regenklamotten und Schirmen aus und pilgerten im Regen über glitschige steile Wege zum ehemaligen Kloster Denkendorf, wegen einer Nachbildung vom Grab Jesu auch Kleinjerusalem genannt. Dieses und die Klosterkirche konnten wir wegen einer Hochzeit aber nicht besuchen, dafür hatten wir eine Vesperpause am Klosterweiher.
Nach weiteren Regenkilometern bergauf-bergab hörte der Regen auf und wir durften eine Kaffeepause im Freien genießen. Nun blieben unsere Schirme zugeklappt und es ging hinunter nach Neckarhausen. Abends saßen wir fröhlich entspannt in einer Trattoria bei hervorragendem italienischem Essen.
Nach dem Frühstück im Hotel Kiefer, das die nette Chefin fürsorglich betreute, pilgerten wir nach Neckartailfingen zur alten romanischen Kirche St. Martin mit einem besonderen schmalen hohen Kirchenschiff mit schönen Fresken. Die Dauerregenvorhersagen stimmten für unsere Wegstrecke nicht: Es blieb auf den Punkt genau bis zum Wanderheim Einsiedel am Nachmittag trocken. Die wunderschönen Sonnenblumenfelder oberhalb des Neckartals beschien sogar die Sonne, während rechts und links die Regenwolken vorbeizogen und das tolle Panorama um uns herum geheimnisvoll leuchten ließen.
Das ehrenamtliche Personal auf dem Einsiedel bot uns an, unsere Andacht bei ihnen im Gastraum zu halten. Es war ein besonderes Erlebnis, einfach da wo man gerade ist, zu singen und zu beten. Den Rest des Weges nach Lustnau regnete es dann doch auch auf uns herab.
In der schön renovierten Jugendkirche St. Peter erklärte uns der Architekt, das „Stelenkreuz“ sei aus einer Anregung aus unserer Dußlinger Kirche heraus entstanden. Nach Führung und Abschlusssegen rannten wir im strömenden Regen zu den dort für die Heimfahrt abgestellten Autos und waren froh, nicht noch zum Bahnhof laufen zu müssen.
Wir sind den Jakobsweg das erste Mal Richtung nach Hause gelaufen. Es gab angeregte Gespräche, lange Stilleetappen und viel Fröhlichkeit. Die Gebete und Impulse aus früheren Etappen riefen Erinnerungen wach, ohne dass wir traurig wurden, denn wir sind sicher, Lucjan und Herbert, ein Mitpilger, der uns auch verlassen hat, haben uns von ihren himmlischen Wohnungen aus begleitet.
Auch dieses Jahr hat Gott uns während der 51 km mit so viel Schönem beschenkt, dass gar nicht alles aufgezählt werden kann! Dank sei Gott!

Edith Reder

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